Nachdem er im April 2001 in seinem Zeugnis einige der Missstände in UBF Bonn aufgelistet hatte, die er dort erlebt hatte, schrieb Andreas P. eine weitere Stellungnahme, in der er versuchte herauszufinden, in welcher Hinsicht die Praktiken von UBF Bonn der biblischen Lehre widersprechen, wobei er insbesondere das Konzept des „Knechtes Gottes“ und die Art, wie in UBF Bonn Beziehungen in der Gemeinde und den Familien aussehen sollten, in Frage stellt.
Der Anlass der folgenden Stellungnahme war meine Frage, inwieweit das Amt eines „Knechtes Gottes“ wie es in der UBF Bonn ausgeübt wird, aufgrund der Aussagen des Neuen Testaments gerechtfertigt ist und inwieweit die Gemeindemitglieder dem „Knecht Gottes“ absoluten Gehorsam schulden und wo die Grenzen eines Gemeindeleiters sind. Als Begründungen für diesen Gehorsam wird u.a. aus dem Alten Testament die Stellung von Mose genannt, den Gott dem Pharao zum Gott setzte (2.Mose 7,1), dem das Volk glaubte (2.Mose 19,9), und der von Gott, als das Volk gegen ihn murrte, mit deutlichen Zeichen verteidigt wurde (z.B. bei Korach, Datan, Abiram in 4.Mose 16; Miriams Aussatz in 4.Mose 12). Es wird auch auf die Stellung von Josua und Samuel verwiesen, durch die Gott seinem Volk und sogar dem König klare Anweisungen gab, deren Nichtbefolgen Tod und Verwerfung zur Folge hatten. Im Neuen Testament wird vor allem Paulus, der sich selbst als ein Knecht Christi bezeichnete, als Vorbild für die Position des „Knechtes Gottes“ in der Gemeinde gebraucht. Im Folgenden möchte ich nun aufgrund der Bibel nachprüfen, inwieweit das Amt eines Knechtes Gottes wie im Alten Testament beschrieben, nach Jesu Kommen überhaupt noch eine Gültigkeit hat und wie Paulus selbst seine Position als Knecht Gottes betrachtete und ausführte.
I. Allgemeines Priestertum
Mose war der Mann, durch den Gott zum Volk sprach. Nach Mose hat Gott Aaron, den ersten Hohenpriester, als Mittler für das Volk eingesetzt, dazu noch viele weitere Priester. Die Priester dienten Gott im Tempel. Sie waren Priester des Alten Bundes. Einer der letzten Priester des Alten Bundes war Zacharias. Als er den neugeborenen Johannes den Täufer sah, sang er einen Lobgesang. In Lukas 1,68.74.75 heißt es: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk ... dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.“ In diesen Versen verkündigt der Priester Zacharias eine grundlegende Änderung des Priestertums:
1. Wir dienen Gott ohne Furcht: Die Priester des Alten Testaments konnten nicht einfach vor Gott in das Allerheiligste eintreten, sondern nur der Hohepriester einmal im Jahr und das auch nicht ohne Blut (Hebr 9,7). Aber seit Jesu Kommen ist der Vorhang des Tempels zerrissen, und wir dürfen so, wie wir sind, zu Gott kommen. Unser Verhältnis zu Gott wurde völlig verändert. Paulus schreibt über das neue Verhältnis zu Gott: „Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“ (Röm 8,15). Weil wir durch das Blut Jesu schon gerecht geworden und zu Kindern Gottes geworden sind, brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten, dass wir ewig verdammt werden könnten. Der Grund unseres Dienstes
[für Gott] ist nicht die Furcht davor, dass wir ewig verdammt werden könnten, sondern die Dankbarkeit dafür, dass wir das ewige Leben schon empfangen haben.
Darum ist es grundlegend falsch, wenn ein Gemeindeleiter mit der ewigen Verdammnis droht für den Fall, dass ein bestimmtes Ziel nicht erreicht wird oder sogar für den Fall, dass ein Gemeindemitglied seinem Gemeindeleiter nicht gehorcht. Wenn ein Gemeindeleiter die Gemeindemitglieder je nachdem, wie sie „gekämpft“ haben (Anzahl der Bibelstudien oder Gottesdienstbesucher, Gehorsam gegenüber dem Leiter usw.) als „Teufelskinder“ bezeichnet, widerspricht dies in jeder Hinsicht der Aussage Jesu.
2. Alle Christen sind berufene Knechte Gottes: In der UBF Bonn trägt der Gemeindeleiter den Titel „
der Knecht Gottes“. Obwohl auch manchmal der jeweilige Prediger als „Knecht Gottes“ bezeichnet wird, geschieht dies in einer völlig anderen Bedeutung. Wenn z.B. in Bonn von „dem Knecht Gottes“ gesprochen wird, so ist damit M. Dr. Peter Chang gemeint. In seiner Position als „Knecht Gottes“ verlangt er absoluten Gehorsam und behauptet von sich die Unfehlbarkeit seiner Entscheidung, selbst dann, wenn die Entscheidung falsch ist, mit der Begründung, dass Gott durch seine Knechte wirkt und dass Gott die Fehler seiner Knechte trägt.
In der Gemeinde muss es eine Ordnung geben. Es gibt auch verschiedene Ämter. Paulus schreibt in Epheser 4,11: „Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer ...“ Es wird aber nicht mehr unterschieden zwischen „Knechten Gottes“ als Mittler und dem „einfachen Volk“, das Gott nicht kennt, so wie es im Alten Testament der Fall war. Jesus selbst sagt in Mt 23,8-10: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus.“
3. Die Stellung eines Knechtes Gottes: Aus dem oben genannten folgt, dass die Stellung eines Knechtes Gottes nicht darin besteht, über andere zu herrschen. Selbstverständlich würde niemand in der UBF Bonn behaupten, dass M. Peter herrschen würde. Statt „herrschen“ wird das Wort „Orientierung geben“ gebraucht, was aber in seiner Konsequenz das gleiche ist. Wenn wir sagen: „Ich habe Orientierung bekommen“, oder „Gott hat mir die Orientierung gegeben“, dann weiß jeder, dass dies nichts anderes bedeutet als: „M. Peter hat gesagt.“ Wenn wir sagen: „Ich habe neue Orientierung erhalten“, dann meint dies: „M. Peter hat seine Meinung geändert.“ Wer hingegen etwas ohne „Orientierung“ bzw. Zustimmung von M. Peter tut, der wird als „eigenmächtig“ bezeichnet. Als einige deutsche Hirten einmal ohne Anordnung von M. Peter zusammen beteten, mussten wir „Buße“ über unsere Eigenmächtigkeit tun, indem er uns mehrmals auf den Kreuzberg laufen ließ. Es gibt in Bonn praktisch keine andere „Orientierung“ als die des „Knechtes Gottes“. Die Möglichkeit, dass jemand durch den Heiligen Geist geleitet eine Orientierung findet, die nicht mit der Orientierung von M. Peter übereinstimmt, ist ausgeschlossen. Damit stellt sich M. Peter auf die Stufe eines Mittlers zwischen Mensch und Gott. Nach Jesu Tod und Auferstehung gibt es aber nichts mehr, das uns von Gott trennt. Jesus ist der Mittler. Wenn M. Peter sich auf die Stufe eines Mittlers stellt, dann stellt er sich auf eine Stufe mit Jesus und dem Heiligen Geist und alle, die ihm gehorchen, sind Götzendiener.
Es ist interessant, einmal die Stellung von Paulus und auch von Petrus zu betrachten, die immer wieder als Vorbild für die Stellung von „Gottes Knecht“ in der Bibel angeführt werden. In keinem einzigen seiner Briefe fordert Paulus unter Androhung von Strafen den Gehorsam gegenüber seiner Person. Die Stellen, wo er damit droht, seine Vollmacht zu gebrauchen und mit dem Stock zu kommen, beziehen sich auf den Umgang mit denen, die in besonderer Weise sündigen (2.Kor 13,2). Sie beziehen sich nicht auf die, die keine oder nicht rechtzeitig Stellungnahme geschrieben haben, müde sind oder die nicht seiner Meinung [der von Paulus] sind.
Apostel Petrus stellt sich in 1.Petrus 5,1 als der Mitälteste vor. Niemand wird bestreiten, dass Petrus eine besondere Position innehatte, aber seine eigene Stellung betrachtete er nur als der Mitälteste.
4. Die Haltung eines Knechtes: Welche Haltung hatte Paulus aufgrund seiner Identität als Knecht Gottes? Paulus schreibt in 2.Kor 4,5: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen.“ Paulus predigte, dass Jesus Christus der Herr ist. Jesus soll der Herr über den einzelnen und über die Familie und über die Gemeinde sein, indem er uns durch seinen Heiligen Geist leitet. Paulus’ Haltung als ein Knecht ist weit davon entfernt, dass er an irgendeiner Stelle Gehorsam gegenüber seiner Person oder materiellen „Dank“ gegenüber seiner Person fordert. Im Gegenteil: Paulus betrachtet sich selbst als ein Knecht der Menschen um Jesu willen. In 1.Thessalonicher 2,6.7 schreibt er: „... wir haben auch nicht Ehre gesucht bei den Leuten, weder bei euch noch bei andern – obwohl wir unser Gewicht als Christi Apostel hätten einsetzen können ...“ Paulus dachte nie, dass man ihn wegen seiner Hingabe besonders hoch achten oder ihm besonders danken sollte. Paulus diente nie sich selbst und suchte nicht sich selbst, sondern er war ein Diener Jesu Christi, ein Knecht der Menschen.
Als Paulus zusammen mit Barnabas in Lystra einen gelähmten Mann heilte, wollten die Menschen ihnen opfern. Paulus und Barnabas waren entsetzt darüber und konnten das Volk kaum davon abbringen, ihnen zu opfern (Apg 14,8-18). Hingegen lässt sich der „Knecht Gottes“ in Bonn gerne von den Menschen ehren, indem sie ihm danken und ihm auch große Opfergaben wie z.B. Autos aus Dankbarkeit für seine „Hingabe“ und „Entbindungsmühe“ schenken, ohne dass er jemals den Versuch unternommen hätte, dies zu unterbinden. [Peter Chang vergleicht sein „Training“ der Mitglieder gerne mit einer Mutter, die unter Wehen Kinder gebiert, wobei er auf Gal 4,19 anspielt.] Er fordert die Mitarbeiter sogar dazu auf. Dies zeigt, dass er gegenüber der Ehre und Anerkennung, die allein Gott und Jesus Christus gebührt, eine Haltung einnimmt, die nicht mit dem Vorbild der Knechte Gottes in der Bibel vereinbar ist.
Petrus schreibt über die Haltung der Knechte Gottes in 1.Petrus 5,2.3: „Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern vom Herzensgrund; nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.“ Petrus’ geistliche Autorität kam nicht aus seiner Stellung, sondern aus seinem praktischen Vorbild.
5. Schlussfolgerung: Das Amt des „Knechtes Gottes“, so wie es in der UBF Bonn ausgeübt wird, entbehrt jeder biblischen Grundlage. Es werden hier Begriffe aus dem Alten Testament, insbesondere die Stellung des Knechtes Gottes Mose, einfach auf heute lebende Menschen, hier auf M. Dr. Peter Chang, übertragen, indem die Wahrheit der allgemeinen Priesterschaft und der Leitung des Heiligen Geistes niedergehalten wird. Auf diese Weise ist die Stellung von M. Peter höher und höher geworden, bis er für die Bonner Mitarbeiter selbst zum Mittler zwischen Gott und den Menschen geworden ist, indem er allein Orientierung geben kann. Indem ich dies bis heute unterstützt habe, bin ich praktisch zu einem Götzendiener geworden und habe auch andere durch mein Vorbild dazu verleitet, in M. Peter einen besonders ermächtigten Knecht Gottes zu sehen. Ich bekenne diese Schuld vor Gott. Möge Gott allen Mitarbeitern in Bonn helfen, die Wahrheit zu erkennen und nicht länger unter der Herrschaft von M. Peter zu leben, damit Jesus selbst der Herr über unsere Gemeinde werden kann, damit jeder von uns Gott dienen kann ohne Furcht in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen sein Leben lang. Amen.
II. Die Basis der Gemeinde ist das Evangelium
a. Wir sind zur Freiheit berufen
Die Freiheit hat in der Bibel viele Aspekte. Gott schenkte Adam die Freiheit der Wahl (Gen 2,16.17), weil nur in der persönlichen Freiheit eine wirkliche Beziehung zu Gott möglich ist. Weiter finden wir die Freiheit von der Sünde (Joh 8,31.32) und auch die Freiheit vom Gesetz (Röm 7). Das Evangelium befreit uns zum Lob Gottes. Es befreit uns vom Leistungszwang, indem es uns Heilsgewissheit schenkt. Das Evangelium ermöglicht uns eine Gemeinschaft der Liebe, und es macht uns zum Licht und zum Salz der Erde.
In dieser Freiheit bilden wir alle zusammen einen Leib, dessen Haupt Jesus ist (1.Kor 12). Jedes Glied erhält seine Anweisung vom Haupt, und nicht von der Hand oder dem Auge. Die Gemeinschaft der Christen ist eine Gemeinschaft der Liebe. Viele Geschwister in Bonn fürchten, dass ohne die starke autoritäre Leitung des „Knechtes Gottes“ die Gemeinde bald an Zügellosigkeit und Individualismus zugrunde gehen würde. Aber dies verneint, dass jedes Glied in einer direkten Verbindung mit Jesus steht. Diese Verbindung kommt aus dem Evangelium.
Wie können wir nun diese Freiheit haben? Jesus sagt in Johannes 8,31b.32: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Jesus meint hier mit „meinem Wort“ nicht verschiedene Lehren oder Leitworte, mit denen wir [in UBF Bonn] „kämpfen“ sollen, sondern das Wort, dass er zuvor zu den Juden gesprochen hat (Joh 8,21-29). Es meint das Evangelium von Jesu Tod und Auferstehung. Das Evangelium schenkt uns wahre Freiheit (Röm 6,14). Das Evangelium stellt uns unter die Gnade, und die Gnade schenkt uns wahre Freiheit von der Sünde. In welcher Hinsicht haben wir in Bonn diese Freiheit aus dem Evangelium nicht erlangt?
1. Die Mitarbeiter in Bonn leben nach wie vor unter dem Gesetz: Am besten lässt sich diese Aussage an den Stellungnahmen prüfen, die wir jede Woche schreiben. In der Regel endet die Stellungnahme damit, dass wir verschiedene Sünden bekennen und aufgrund dessen eine Entscheidung treffen, wie wir in der kommenden Woche besser kämpfen möchten. Nach einer Woche stellen wir dann fest, dass wir unsere Entscheidung nicht haben einhalten können. Also tun wir darüber Buße, und wir befinden uns so in einem endlosen Kreis, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, bzw. was M. Peter als Orientierung vorgegeben hat, nicht erfüllen können, wir wieder „Buße“ tun, uns wieder neu entscheiden und so weiter.
Nun könnte jemand sagen, dass dies ja gerade bedeutet, aus der Gnade zu leben. Zum einen würde ich aus der Gnade leben, weil ich immer mit den gleichen „Sünden“ jede Woche „zu Gott komme“, und zum zweiten gehören Gnade und Apostelamt zusammen, so dass die vielen Forderungen an uns ja aus der Gnade kämen.
Wie kann ich also wissen, ob das, was ich tue wegen der Gnade ist, oder ob es Gesetz ist? Wenn etwas nicht Gesetz ist, darf man es auch nicht tun können, wenn man meint, dadurch Gott mehr zu gefallen bzw. den Namen Gottes mehr zu ehren. Weil ich z.B. glaube, dass Gottes Name durch mich mehr geehrt wird, wenn ich genügend geschlafen habe und wach bin, als wenn ich den ganzen Tag müde herumlaufe, hat niemand das Recht, mich anzuklagen, wenn ich genügend schlafe. Wenn etwas nicht Gesetz ist, muss ich bei Nichtbefolgung nicht mit Strafe rechnen.
Wie sieht dies aber in Bonn aus? Da ist zum einen die „Stellungnahme“. Wenn sie kein Gesetz wäre, dann dürfte ich auch Sonntagabends einmal keine Stellungnahme schreiben. Wenn die Stellungnahme kein Gesetz ist, dann brauchen auch diejenigen, die keine geschrieben haben bzw. nicht rechtzeitig fertig geworden sind, nicht mit erhobenen Händen hinten zu stehen bzw. ihre Stellungnahme zu Ende bzw. noch einmal schreiben, bevor sie zur Arbeit gehen dürfen. Wenn das Schreiben des Täglichen Brotes [ein morgendliches Ritual in UBF] kein Gesetz ist, warum muss es dann auch in den Familien so viel Streit darum geben, früh aufzustehen und zum Täglichen Brot zu kommen? Auch das Gebetsanliegen, zwölfmal Zweierbibelstudium zu führen, ist zu einem Gesetz geworden. Wie oft tun wir Buße, dass wir nicht genügend gekämpft haben, unser Gebetsanliegen zu erfüllen?
Paulus sagte zu solchen Christen in Galater 3,1-3: „O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte? Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben? Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr’s nun im Fleisch vollenden?“
2. Die Mitarbeiter in Bonn haben nicht die Freiheit der Entscheidung: Ich weiß, dass diese Behauptung in vielen sofort einen Widerspruch auslöst: „Ich kann mich doch frei entscheiden!“ Aber wie groß ist der Spielraum für eigene Entscheidungen? Wenn die einzige Möglichkeit darin besteht, sich für die Orientierung von M. Peter zu entscheiden, oder wenn M. Peter jede Entscheidung eines Mitarbeiters wieder rückgängig machen kann, wo bleibt da die freie Entscheidung?
Hudson Taylor [der Chinamissionar] wird in Bonn als ein Knecht Gottes (diesmal im eigentlichen Sinn des Wortes) sehr hoch geachtet. In einem Leseforum über ihn sagte Samuel Ju, dass Hudson Taylor immer um vier Uhr morgens aufstand, um Gottes Wort tiefgehend zu betrachten und Kraft für den Tag zu bekommen. Als er [Hudson] aber merkte, dass er den ganzen Tag müde war, entschied er sich im Gebet, jeden Abend schon um neun Uhr zu Bett zu gehen. Er glaubte, dass er dadurch Gott besser dienen konnte, und er war frei, diese Entscheidung zu treffen. Alle Mitarbeiter in Bonn waren auch „frei“ sich dafür zu entscheiden, um vier Uhr morgens aufzustehen. Aber außer M. Peter ist niemand frei, sich zu entscheiden, z.B. schon um neun Uhr abends zu Bett zu gehen – oder auch um elf Uhr zu Bett zu gehen und dafür erst um sechs Uhr aufzustehen.[Die Mitarbeiter müssen gewöhnlich abends sehr lange an verschiedenen Versammlungen teilnehmen oder nachts ihre „Stellungnahmen“ schreiben, um sie für die Stellungnahmevortragstunde am anderen Morgen parat zu haben.] Als die Mitarbeiter dann merkten, dass sie nicht um vier Uhr aufstehen konnten, gab M. Peter die Orientierung, dass 4:59 Uhr auch vier Uhr sei.
Dies ist nur ein kleines, fast schon lächerliches Beispiel. Wie oft musste ich erleben, dass M. Peter auch wichtige Entscheidungen rückgängig gemacht hat. Dabei ist es nicht einmal so wichtig, ob meine Entscheidung richtig oder falsch ist. Weil Gott uns liebt, gab er uns sogar die Freiheit, eine falsche Entscheidung zu treffen. Den Rahmen unserer Entscheidungen setzt aber immer M. Peter, teilweise direkt, teilweise indirekt durch das Programm [weil das Programm keine Zeit lässt, irgendetwas anderes zu tun, als was Peter Chang vorgegeben hat].
Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel nennen, das viele in ähnlicher Weise auch erlebt haben. Gegen Ende meiner Diplomarbeit entschied ich mich wegen der Gnade Gottes, nicht zu promovieren und meine Stelle am Max-Planck-Institut zu kündigen [und damit auf eine wissenschaftliche Laufbahn zu verzichten]. Anfangs unterstützte M. Peter auch diese Entscheidung. Nachdem ich aber gekündigt hatte, änderte M. Peter seine Orientierung. Aufgrund seiner Orientierung entschied ich mich zu promovieren. Weil ich ein Stipendium erhielt, entschied ich mich auch, richtig zu promovieren und für das Studium zur Ehre Gottes fleißig zu arbeiten. Zur Promotion gehörte eine verpflichtende Vorlesung, die jeweils um drei Uhr stattfand. Ich entschied mich, diese Vorlesung zu besuchen. Nach etwa drei Wochen bekam ich von M. Peter die Orientierung, zusammen mit H. Joachim jeden Nachmittag um drei Uhr zu zweit für anderthalb Stunden zusammen zu beten. Obwohl ich M. Peter sagte, dass ich diese Vorlesung besuchen müsste, und ihn bat, die Gebetsstunde zu verschieben, beharrte er auf drei Uhr. Die Folge war, dass ich meine Promotion aufgeben musste, indem ich dies wieder als meine Entscheidung ausgab, ja am Ende für meine eigene Entscheidung hielt.
Dies alles ist keine Freiheit, wie das Evangelium sie vorsieht. Paulus schreibt in Galater 5,1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.“ Weiter schreibt er in 2.Korinther 11,20: „Ihr ertragt es, wenn euch jemand knechtet, wenn euch jemand ausnützt, wenn euch jemand erniedrigt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt.“ Genauso ertragen wir es in Bonn, wenn unser Leben völlig von dem „Knecht Gottes“ bestimmt wird, wenn wir gezwungen werden, verschiedene Gesetze zu halten, wenn wir von ihm gedemütigt werden, indem er uns „Schweine“ und „Hunde“, „Teufelskinder“, „Gestapo-Kandidaten“ oder „Kandidaten für die Landesklinik“ nennt, wenn wir nicht das Recht haben, auf das, was er sagt, einmal „Nein“ zu sagen.
Warum tun wir dies? Warum ließen die Christen in Korinth dies mit sich geschehen? Weil es einfach und bequem ist, auf diese Weise jede Entscheidung und damit auch jede Verantwortung auf den „Knecht Gottes“ abzuschieben. In dieser Weise sind wir alle und ich am allermeisten mitschuldig geworden. In dieser Weise haben wir es zugelassen, dass sich M. Peter mehr und mehr in die Position des „geistlichen Vaters“ begeben hat und wir mehr und mehr von seiner Entscheidung abhängig geworden sind. Vielleicht können wir uns jetzt vor den Menschen für verschiedene böse Taten damit rechtfertigen, dass wir sagen: „M. Peter hat gesagt ...“, aber am Ende wird jeder einzelne vor uns vor dem Richterstuhl Christi stehen. Darum müssen wir lernen, wieder selbst Entscheidungen zu treffen, indem wir selbst um die Führung des Heiligen Geistes bitten und so selbst von Gott eine Orientierung empfangen und unser Leben so in Freiheit vor Gott führen.
Der zweite Grund, warum wir verlernt haben, selbständige Entscheidungen zu treffen, ist die, dass wir gar keine Zeit haben, vor einer wichtigen Entscheidung für uns allein ins Gebet gehen und solange zu warten, bis wir sicher sind, den Willen Gottes gefunden zu haben. M. Peter drängt uns auch immer wieder, auch öffentlich, z.B. nach dem Gottesdienst, Entscheidungen „durch den Glauben“, zu treffen, d.h. unmittelbar, ohne im Gebet darüber nachzudenken, allein aufgrund seines Vorschlags. Dies führt dazu, dass wir oft vorschnelle Entscheidungen gemäß dem Vorschlag des „Knechtes Gottes“ treffen, nur um nicht als ungläubig betrachtet zu werden. Es ist wahr, dass viele Männer Gottes, wie Abraham, Jesaja oder auch die Jünger Jesu unmittelbare Entscheidungen aus dem Glauben trafen. Aber für sie war der Wille Gottes klar, da Gott selbst zu ihnen sprach. Allein die häufige „Änderung der Orientierung“ durch den „Knecht Gottes“ zeigt aber, dass dies nicht Gottes Orientierung ist, denn Gott ändert seine Anweisungen nicht ständig. Wer aber erst einmal öffentlich versprochen hat, etwa eine bestimmte „Opfergabe“ zu geben oder seinen Eltern nicht mehr Sonntags auf dem Bauernhof zu helfen, für den ist es schwer, sein Versprechen wieder rückgängig zu machen, selbst dann, wenn er es später als falsch erkennt. König Herodes wurde auf diese Weise zum Mörder Johannes des Täufers, weil er aus Stolz seinen vorschnellen Eid halten wollte (Mt 14,9). Hingegen warnte Jesus vor vorschnellen Entscheidungen, selbst dann, wenn sie für das Reich Gottes sind. Er sagte in Lk 14,28.29: „Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, – damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann’s nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten.“
3. Falsch verstandene Freiheit: Es gibt in Bonn auch eine falsch verstandene Freiheit, die mit Freiheit vom Gesetz auch die Freiheit von staatlichen Gesetzen meint. Als Begründung wird hier immer wieder Petrus’ Aussage in Apg 5,29 herangezogen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Dies bezieht sich aber auf Gesetze und Regierungen, die dem Gesetz Gottes widersprechen, etwa im Fall einer ungerechten Regierung, wie z.B. im Kommunismus, wo die Christen teilweise unter Folter gezwungen werden sollen, Gott zu leugnen oder die Namen von Mitchristen zu nennen. Dieser Vers bezieht sich aber nicht auf gerechte Regierungen und Gesetze. Leider haben viele
[Mitglieder von UBF Bonn] diese Unterscheidungskraft verloren. Ich erinnere mich daran, welche Gewissenskonflikte H. Michael hatte, als es darum ging, eine Krankheit vorzutäuschen, um rechtzeitig an einer Konferenz teilnehmen zu können. Sein Gewissen sagte ihm, was richtig war. Aber in falsch verstandener Freiheit und „durch den Glauben“ ließ er sich damals krankschreiben. Heute ist es für ihn wie für viele andere gar kein Problem mehr, sich bei jeder Gelegenheit krankschreiben zu lassen. Wir halten unsere Arbeitszeiten nicht ein, Lügen, um Urlaub oder einen Kredit zu bekommen, alles im Namen der Freiheit, die wir empfangen haben. Dies ist nicht die Freiheit, die Jesus uns am Kreuz erkauft hat.
[Von einigen Mitgliedern von UBF Bonn wird von Kollegen berichtet, dass sie die Firmen, bei denen sie angestellt waren, und ihre gutmütigen Vorgesetzten nur ausgenutzt haben, alle Vorteile eingestrichen haben, aber nichts für ihre Firmen geleistet haben. Auf ähnliche Weise werden die Vergünstigungen, die das deutsche soziale System anbietet, so weit wie möglich von den Mitgliedern ausgenutzt. Sie leben auf Kosten der hart arbeitenden Bevölkerung, aber sie verachten die gewöhnlichen Leute, weil sie nicht für das „Reich Gottes“ arbeiten.]
b. Wir sind zur Gemeinschaft der Liebe berufen
Wie sollte eine Gemeinschaft, in deren Mittelpunkt Jesus und sein Evangelium steht, aussehen? In der Bibel wird die Gemeinde der Gläubigen mit einem Leib verglichen, dessen Haupt Jesus ist und dessen Glieder alle miteinander verbunden sind, wie Kol 1,18 sagt: „Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.“ Die Liebesgemeinschaft der ersten Christen finden wir in Apostelgeschichte 2,42-47 beschrieben. Wegen dieser herzlichen Liebesgemeinschaft der Christen fanden die Christen Wohlwollen beim ganzen Volk und der Herr fügte täglich die hinzu, die gerettet wurden (Apg 2,47).
In Joh 13,34.35 sagt Jesus: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Daran, an der Liebe untereinander, werden wir als Jünger Jesu erkannt. Die Mission, d.h. das Hinzufügen derer, die gerettet werden, geschieht zuerst dadurch, dass wir untereinander lernen, uns so zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Dann werden die Schafe gerne in unsere Gemeinschaft kommen, dann ist das äußere Wachstum der Gemeinde die Frucht unserer Liebe untereinander. Jesus liebte seine Jünger, nicht indem er ihnen „Training“ gab, sondern indem er ihnen bedingungslos diente, und alle ihre Fehler trug. Bevor Jesus seinen Jüngern den Befehl gab, sich untereinander zu lieben, wusch er selbst ihnen ihre schmutzigen Füße, nicht nur dem Petrus, sondern sogar dem Judas Iskariot, der ihn danach verriet. Jesu Liebe war eine herzliche, alles tragende, alles hoffende Liebe (1.Kor 13), in der er sogar seine Feinde liebte.
c. Wir sind berufen, das Salz und das Licht der Erde zu sein
Jesus sagte in Mt 5,13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“ Als Christen sollen wir einen guten Einfluss in der Welt ausüben. 1.Petrus 2,12.20 sagt: „... und führt ein rechtschaffenes Leben unter den Heiden, damit die, die euch verleumden als Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung ... Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig tragt?“
Als Christen werden wir um unseres Glaubens willen verfolgt. [UBF-Mitglieder bezeichnen berechtigte Kritik gerne als „Verfolgung“, die ja jeder echte Christ erfahren müsse und die daher nur bestätige, dass man richtig lebe.] Was ist es aber für ein Ruhm wenn wir um böser Taten willen verfolgt werden? Wie können wir guten Einfluss ausüben, wenn wir uns Christen nennen, aber unser Leben nicht einmal in der Welt richtig führen? Was ist es für ein Ruhm, wenn wir „verfolgt“ werden, weil wir uns nicht genug um unsere Kinder gekümmert haben, wenn Geld, das für einen bestimmten Zweck gesammelt worden ist, nach Belieben des Gemeindeleiters anders ausgegeben wird, wenn man sich auf unser Wort nicht verlassen kann, weil wir vielleicht eine „andere Orientierung“ erhalten haben, wenn Familien, die in der gleichen Stadt wohnen, [aufgrund der Anweisung des Leiters] getrennt leben müssen, wenn wir auf unserer Arbeit als unzuverlässig gelten oder einschlafen oder plötzlich wegen der Orientierung von M. Peter mit einer Glatze erscheinen wie bei H. Xenofon? Dies sind keine „Missverständnisse“ auf die wir stolz sein können, sondern „dadurch wird der Name Gottes bei den Menschen verlästert“ (Röm 2,24)!
Wie können wir dann das Salz und Licht der Erde sein? Jesu Wort über das Salz der Erde in Mt 5,13 folgt unmittelbar auf die Seligpreisungen in Mt 5,1-12. Hier werden diejenigen selig gepriesen, die ihre geistliche Armut vor Gott erkennen und um ihrer Sünden willen weinen und die rettende Gerechtigkeit im Evangelium aufnehmen. Ihnen gehört das Himmelreich. Sie werden Gottes Vergebung und Trost erfahren und ferner Gott sehen und mit ihm eine enge Gemeinschaft haben. Auch wenn sie um der Wahrheit willen verfolgt werden, können sie sich freuen. Die Gerechtigkeit im Evangelium macht uns selig und ferner zum Salz der Welt. In Mt 5,16 sagt Jesus: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Wenn wir die Früchte des Heiligen Geistes in Gal 5,22.23 damit vergleichen, dann erkennen wir, dass es das Evangelium und der Geist Gottes sind, die uns so verändern, dass wir als das Salz der Erde und das Licht der Welt gebraucht werden können. Nicht durch Training, nicht durch falsch verstandenen „Glaubensgehorsam“ gegenüber dem „Knecht Gottes“, werden wir zum Salz der Welt, sondern durch das Evangelium und durch den Geist Gottes, der in uns wirkt. Darum sollen wir als erstes das Evangelium studieren und uns dafür genügend Zeit nehmen, dann werden wir auch die Früchte des Geistes bringen und als Salz und als Licht der Erde gebraucht werden.
III. Die christliche Familie
Gott schuf den Menschen, und er schuf sie als Mann und Frau. Gott schuf die Frau, dass sie eine Gehilfin für den Mann sein und um ihn sein sollte. Ich möchte nun in zwei Punkten über die christliche Familie nachdenken.
a. Die Beziehung zwischen Mann und Frau
Jesus sagte in Matthäus 19,5.6: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen.“ Dieser Vers deutet auf eine sehr enge Beziehung zwischen Mann und Frau hin, die so eng ist, dass sie ein Fleisch sind. Diese Beziehung ist so eng, dass nichts zwischen ihnen stehen kann – auch nicht der „Knecht Gottes“. Leider steht in Bonn M. Peter in nahezu allen Familien zwischen den Ehepartnern und ihre Beziehung zueinander wird nur über ihn definiert. In den Familien herrscht ein Klima des Misstrauens. Was ich meiner Frau sage, das wird sicher auch in die Ohren von M. Peter gelangen.
In Bonn wird von M. Peter gelehrt, dass es keine emotionale Beziehung zwischen Mann und Frau geben darf, und dass die Beziehung der Ehepartner zu ihm stärker sein muss, als die Beziehung untereinander. Wenn M. Peter mit einer (nicht mit ihm) verheirateten Frau spazieren geht, mit ihr verreist, sich von ihr massieren lässt, sich von ihr das Essen kochen lässt, sich von ihr auf verschiedenste Weise bedienen lässt, dann ist dies ganz normal. Wenn ein Ehemann in Bonn solches von seiner eigenen Ehefrau verlangen würde, dann wird dies als Sünde gegen Gott, als „familienzentriertes Leben“ betrachtet. Auf diese Weise hat es M. Peter geschafft, fast alle Beziehungen der Ehepaare zu zerstören bzw. sich gar nicht erst entwickeln zu lassen. Auf diese Weise kann M. Peter jede Familie völlig kontrollieren. Er ist der Herr über die Familie, indem er Familien nach Belieben trennt, und oft sogar damit gedroht hat, dass er z.B. die koreanische Ehepartnerin eines deutschen Hirten jederzeit wieder nach Korea zurückschicken könnte.
M. Peter begründet dies damit, dass die Ehe ausschließlich für die Mission Gottes gegründet sei, bzw. für die Zusammenarbeit mit dem „Knecht Gottes“. Sicherlich ist die gemeinsame Mission ein wesentlicher Faktor, der die Ehe zusammenhält. Aber erstens ist dies nicht alles, und zweitens müssen wir uns die Frage stellen, was die Mission der Familie ist.
Genesis 2,18 sagt: „Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ Der erste Grund, warum Gott die Familie gründete, war der, dass der Mensch nicht allein sei. Dies zeigt, dass Gott Mann und Frau füreinander geschaffen hat. Dies schließt ein, dass sie auch Gemeinschaft miteinander haben sollen. Es ist aufschlussreich zu sehen, wie Apostel Paulus die Ehe begründete. Er schreibt in 1.Kor 7,1-5: „Wovon ihr aber geschrieben habt, darauf antworte ich: Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren. Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann. Der Mann leiste der Frau, was er ihr schuldig ist, desgleichen die Frau dem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau. Entziehe sich nicht eins dem andern, es sei denn eine Zeitlang, wenn beide es wollen, damit ihr zum Beten Ruhe habt; und dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht, weil ihr euch nicht enthalten könnt.“
In den Augen von Paulus ist die erste Aufgabe der Ehe, Unzucht zu vermeiden. Zwischen Mann und Frau soll es eine klar geregelte Beziehung geben. Trennungen sollten nur eine Zeitlang und auch nur dann, wenn beide es wollen, geschehen. Paulus lehnt längere Trennungen ab, damit der Satan das Ehepaar nicht versucht. Dies ist gerade das Gegenteil der in Bonn vertretenen Anschauung, dass die Trennung von Ehepartnern zur Buße und zu einer tiefen Beziehung mit Gott führt.
Was ist nun die von Gott gegebene Mission einer Familie? In Bonn wird die Ehe allein mit dem Ziel gegründet, mit dem „Knecht Gottes zusammenzuarbeiten“. und seinen „Hals für ihn hinzuhalten“ (Röm 16,4). Bezeichnend ist, dass niemand von seiner Frau als seiner Frau oder von ihrem Mann als ihrem Mann spricht, sondern dass immer nur von „Mitarbeiterin“ und „Mitarbeiter“ gesprochen wird. Das Wort „Ehe“ welches in der Bibel oft gebraucht wird, wird durch das Wort „Hausgemeinde“ ersetzt, welches in der Bibel nicht ein einziges Mal vorkommt. Der Ursprung kommt aus einer Missinterpretation von Röm 16,3-5 [vgl. auch 1.Kor 16,9 und Kol 4,15], wo es heißt: „Grüßt mir die Priska und den Aquila ... und die Gemeinde in ihrem Hause.“ Es heißt hier „und die Gemeinde“. Priska und Aquila waren nie eine Hausgemeinde, sondern es gab eine Gemeinde, die sich in ihrem Haus traf, was mit einschließt, dass Priska und Aquila in ihrer eigenen Wohnung zusammenlebten und ihre Schafe in ihre eigene Wohnung einluden.
Was ist nun die konkrete Mission Gottes für die Familie? Röm 8,29 sagt: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Unsere erste Mission ist es, im Bild Jesu zu wachsen, dass die Menschen um uns herum durch unser Leben und durch unserer Innerlichkeit Jesus Christus erkennen können. Gal 5,22.23 sagt: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht.“ Unsere erste Mission ist es, durch das Wirken des Heiligen Geistes, die innere Frucht zu bringen. Hingegen werden Eigenschaften wie Geduld, Freundlichkeit, Güte und Sanftmut in Bonn als „humanistisch“ gebrandmarkt, und es wird versucht, solches aus den Familien und unter den Mitarbeitern zu entfernen und gegenseitig Druck auszuüben, um „ein missionszentriertes Leben“ zu führen, wobei Mission die „Zusammenarbeit mit dem Knecht Gottes“ bedeutet.
Aber tatsächlich ist die Ehe noch viel mehr und viel kostbarer. Als Jesus von der Unzertrennbarkeit der Ehe, von dem „ein Fleisch sein“ sprach, sprach er mit keinem Wort von der Mission. Die Mission ist wichtig und Gottes großer Segen für uns. Aber die Grundlage der Ehe ist nicht die Zusammenarbeit mit „dem Knecht Gottes“, sondern die Ehe ist davon losgelöst absolut. Paulus schreibt in 1.Korinther 7,12.13: „Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat so soll sie sich nicht von ihm scheiden.“ Die Tatsache, dass in Bonn Ehepaare, von denen ein Ehepartner nach Ansicht des Knechtes Gottes „geistlich nicht in Ordnung ist“, nicht zusammen wohnen sollen, rührt von einer unbiblischen Heiratsanschauung her.
Wie sollte dann aber eine Familie im Sinne Jesu aussehen? In Epheser 5,21 bis 33 schreibt Paulus über die christliche Haustafel. In Vers 24 heißt es: „Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen.“ – und nicht dem „Knecht Gottes“! In Vers 25 und 28 heißt es „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben ... so sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.“ Die Beziehung zwischen Mann und Frau sollte eine wirklich tiefgehende Liebesbeziehung sein. Wenn aber der „Knecht Gottes“ dafür sorgt, dass Mann und Frau keine Zeit füreinander haben, dann ist er ein Hindernis für eine Ehe, wie sie Gott gefällt und handelt nicht als ein Knecht Gottes. Selbst dann, wenn ich oder jemand anderes deshalb keine Zeit hätte, weil ich mit zwölf Schafen Bibelstudium führen würde, ist es meine Pflicht vor Gott, mir Zeit für die Familie zu nehmen. Das, was es in Bonn verhindert, dass Ehepaare Zeit für sich haben können, ist aber nicht einmal die Mission, sondern es ist das Programm, das von dem „Knecht Gottes“ vorgegeben wird und das so ausgelegt ist, dass der Kontakt mit dem Ehepartner auf ein Minimum beschränkt wird, um die Entwicklung einer persönlichen Beziehung zwischen den Ehepartnern im Sinne eines „missionszentrierten Lebens“ zu verhindern.
b. Die Kindererziehung
Epheser 6,1 und 4 sagt: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht ... Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung der Herrn.“ Diese Verse bezeugen klar, dass die Kindererziehung in der Hand der Eltern, insbesondere auch in der Hand des Vaters liegt. Kinder sollen von ihren Eltern erzogen werden, auch dann, wenn andere, wie z.B. „der Knecht Gottes“, meinen, es besser zu können. Kinder brauchen die Liebe eines Vaters und einer Mutter. Niemand kann diese Liebe ersetzen, auch nicht der „Knecht Gottes“. In Bonn wird aber diese Ordnung systematisch untergraben. Viele Gemeinden bieten Programme für Kinder an, aber diese sind nicht zwingend und geschehen auch nicht gegen den Willen ihrer Eltern. Hingegen habe ich in Bonn, was die Ausbildung und den Tagesablauf meiner Kinder angeht, als Vater kein Mitspracherecht. Als ich meinem Sohn sagte, dass er seine Schwester nicht schlagen dürfe, auch dann, wenn „der Knecht Gottes“ ihm dies erlaubt hätte, lehnte er dies einfach ab. Ich wurde deshalb sogar als „Mörder meiner Kinder, der sich an seinen Kindern schlimmer vergangen hätte, als wenn ich mit ihnen geschlafen hätte“, bezeichnet, weil ich den Ungehorsam (d.h. den Ungehorsam gegenüber M. Peter!) in ihre Herzen eingepflanzt hätte.
Und egal, ob M. Dr. Peter Chang, unsere Kinder gut oder schlecht erzieht, ist er nicht der Vater unserer Kinder, und er macht auch Unterschiede zwischen seinen Kindern und den Kindern der anderen [Mitarbeiter]. Seine Söhne Petrus und Johannes haben bei „Jugend musiziert“ teilgenommen, und Johannes sogar bis zum Bundessieg. Dagegen ist nichts zu sagen. Als aber Samuel Ju daran teilnehmen wollte, wurde es ihm unmittelbar vor der Veranstaltung verboten. Als Beispiel aus der Bibel wird häufig Samuel genannt, der von dem Priester Eli erzogen wurde [um zu rechtfertigen, dass die Kinder in UBF Bonn nicht von ihren Eltern, sondern von Peter Chang erzogen werden]. Wenn man sich aber die Söhne von Eli ansieht (1.Sam 2,12-17), muss man sich fragen, ob Eli sich um die Erziehung von Samuel überhaupt gekümmert hat, und, wenn es sich um ein allgemeines Prinzip handeln würde, sollte Hanna auch ihre anderen Kinder [1.Sam 2,21] zu Eli bringen.
Der Grund dafür, dass sich M. Peter überhaupt um unsere Kinder kümmern muss, liegt daran, dass wir wegen des „Programms“ keine Zeit dafür haben, unsere Kinder zu erziehen und Gemeinschaft mit ihnen zu haben. Zum Beispiel müssen unsere kleinen Kinder und Säuglinge wegen der Frühstücksgemeinschaft der Frauen mit M. Peter den Vormittag über allein zu Hause verbringen, und ebenso abends während der Vortrags- und Gebetsstunden. Die Erziehung der Kinder ist aber auch die Aufgabe und Mission der Eltern. Wenn nun ein Programm den Eltern keine Zeit für die Erziehung lässt, dann ist es gegen die Mission, die wir von Gott empfangen haben. Als Eltern haben wir nicht nur das Recht, unsere Kinder zu erziehen, sondern sogar die Pflicht vor Gott. Beides aber wird uns von M. Peter abgesprochen, indem er uns keine Zeit gibt, uns mit unseren Kindern zu beschäftigen und sie in dem Herrn zu erziehen. Darum muss die Kindererziehung in Bonn wieder zurück in die Hände der Eltern gelangen, und Eltern müssen frei von jedem Programm sich um ihre Kinder kümmern dürfen, wie es Gott gefällt.
Ich habe in dieser Stellungnahme viel über M. Peter gesprochen. Ich habe keine Abneigung oder Feindschaft gegen ihn. Ohne ihn hätte ich nicht studieren können und auch keine so wunderbare Frau wie H. Andrea heiraten können. [Wieder erkennt man die übertriebene Kultur des Danksagens gegenüber dem Leiter in Bonn.] Aber dies darf mich nicht länger daran hindern, die Wahrheit zu sagen. Ich selbst und viele andere tragen in gleicher Weise Schuld daran, dass es in Bonn so geworden ist, wie es geworden ist, dass es außer Gott und Jesus und dem Heiligen Geist noch eine vierte Person, die des „Knechtes Gottes“ gibt. M. Peter hat viele gute Eigenschaften. Aus diesem Grund und aus Dankbarkeit und weil ich Gottes Berufung als ein Glaubensstammvater [„Abraham des Glaubens“] für die UBF in Bonn angenommen habe, kann ich nicht wie früher einfach schweigen und mich an M. Peter, an den Missionaren und Hirten und an unseren Kindern weiter schuldig machen, sondern muss die Wahrheit sagen. Ich kenne die Wahrheit schon seit langem, aber aus Feigheit und um die Ehre und Anerkennung der Menschen, insbesondere auch von M. Peter und von meiner Frau zu erlangen, habe ich mitgemacht und viele ermutigt, ebenfalls mitzumachen. Ich danke aber Gott, dass er mein Gebet erhört hat und dass er meine Augen geöffnet hat und mit den Mut geschenkt hat, die Wahrheit zu sagen. Ich bete vom Herzen dafür, dass alle Mitarbeiter in Bonn, auch M. Dr. Peter Chang, die Wahrheit erkennen und ihr Glaubensleben wieder auf das Wort Gottes aufbauen und so die Freiheit erlangen, die uns das Evangelium gibt. Ich bete, dass wir eine Gemeinde aufbauen können, die Gott gefällt, die Salz und Licht in unserer Zeit sein kann und auf die wir und auch unsere Kinder stolz sein können.